Donnerstag, 6. September 2018

Finale!


Der Weg in das nächste Dorf sollte länger als geplant dauern. Als wir die Road of Bones verlassen sind die Spritfässer von Pauls Ténéré und meiner AfricaSingle schon am blinken. 150 Kilometer sollten sportlich sein. Während ich mit konstanter Geschwindigkeit vornweg fahre merke ich das nach einiger Zeit niemand mehr nachfolgt. Aufgrund der Spritproblematik beschließe ich gemächlich weiter zu fahren um möglichst wenig Benzin zu verbrauchen.

Dabei wäre hier so eine wunderbare Strecke um mal abseits zu fahren. Überall sind Geisterstädte zu entdecken! Im Osten Russlands werden viel Rohstoffe, hauptsächlich Gold, abgebaut. Für die Arbeiter muss eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden und somit werden Musterstädte aus der Erde gestampft. Ist nach einiger Zeit die Mine versiegt dann werden diese Städte über Nacht verlassen und Geisterstädte bleiben zurück. Es ist wirklich interessant, denn selbst Autos, die Läden und natürlich Häuser sind alle noch da und in gar keinem so schlechten Zustand.


Geisterstadt

Meine Kraftstoffwarnleuchte blinkt nun seit über 100 Kilometer, die Tankstelle liegt nur 6 Kilometer vor mir als Qdu zu ruckeln anfängt. 200 Meter weiter ist Schluss. Ich warte kurz, aber von den anderen ist auch keiner in Sicht. Also schieben. Zwei Kilometer später hält ein UAZ-Fahrer, nimmt einen alter Kanister von der Ladefläche, ein Stück Schlauch und saugt ein paar Liter ab. Ich bin happy nicht die restlichen 4 Kilometer zur Tanke auch noch schieben zu müssen. Meinen Versuch mich monetär zu bedanken wird natürlich abgelehnt - hier draußen hilft jeder jedem.

Von der Tanke aus fahre ich wieder in die Gegenrichtung um meine beiden Mitstreiter zu suchen. Kurz vor Sussuman kommt mir Chris entgegen - mit Paul am Abschleppseil! Auch bei Ihm ist der Tank leer...

Sussuman hat ein Gasthaus, von Außen schäbig, von Innen ganz okay. Dazu ein kleines Kafe, mit Speisen die garantiert nicht auf der Karte stehen. Uns ist es egal, wir hauen rein während im Zimmer unsere Klamotten trocknen. Die Dusche, für das ganze Gasthaus eine (!), ist zwar in miserablem Zustand, aber uns kommt sie trotzdem himmlisch vor. Wie man doch mit der Zeit seine persönlichen Grenzen herabschrauben kann!

Sussuman ist für sein Flugzeug in der Wand bekannt, was wir auch am nächsten Tag kurz anschauen.


Flugzeug in der Wand

Heute sind wir zeitig los, wollen wir doch die 630 Kilometer an einem Stück durchfahren! Die Strecke wurde uns von den Einheimischen als schlecht beschrieben, aber mit unseren einspurigen Fahrzeugen haben wir natürlich viel bessere Möglichkeiten irgendwelchen Hindernissen auszuweichen. Oder hat uns vielleicht unserer vorherigen Erfahrung mit der Knochenstraße die Straße nach Magadan weniger schwierig wirken lassen?! Auf jedenfall kommen wir gut durch. Selbst das wechselhafte Wetter stoppte unseren Vorwärtsdrang nicht.

Noch eine Geisterstadt

Sind wir froh als wir knapp 10 Stunden später folgendes Schild sehen:



Es ist geschafft! Wir haben gesund und munter Magadan erreicht!!! Yeah!!!
Da eine Sehenswürdigkeit Magadans auf der Strecke liegt, steuern wir sie direkt an: the mask of sorrow (die Maske der Trauer). Infos gibt es hier. Es ist nur so viel gesagt, dass die Maske das Leid tausender Gulag-Häftlingen, politisch Verfolgten oder Minderheiten der Sowjetzeit gewidmet ist.


Maske der Trauer

Wie es der Zufall will, besteigen wir gerade das Monument als auf einmal unsere russischen Freunde Pjotr, Natascha und Vladi um die Ecke biegen! Nach einem verdutzten Blick freuen wir uns zu sehen! Zufälle gibts! Wir machen uns gleich etwas für den Abend aus, Steff ist auch noch in Magadan!

Abends wollen wir uns alle in einer Pizzeria treffen - als wir ankommen ist sie gerade im Umbau und geschlossen. Trotzdem überwiegt die Freude Steff zu sehen und natürlich wollen alle von ihren Abenteuern berichten. Da Pjotr ein großer Fischer ist laden sie uns ein den frisch gefangenen Lachs mit Ihnen zu teilen.
In der Ferienwohnung der 3 Russen wird der Lachs zubereitet während wir unsere Geschichten austauschen. Auch Steff hat noch eine kleine Tortur hinter sich bringen müssen...Reifenplatzer, Reifenpanne, im Container schlafen...


Frischer Lachs!

Paul und ich haben noch zwei Tage. Chris noch einen und Steff ist bereits ausgeflogen. Als erstes müssen wir uns um die Bikes kümmern, d.h Dreck abwaschen (das wird in einer Textilwaschstraße gemacht) und dann Spedition aufsuchen. Ersteres ist leicht:




...mit der Spedition ist es schon so eine Sache. Da Russland die Regelung hat, dass man persönlich sein Fahrzeug außer Landes bringen muss und es nicht z.B. durch eine Spedition verschicken lassen kann, hat man eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder man verschickt es innerhalb Russlands und holt es spätestens nach einem Jahr nach Einreise wieder heraus oder man versucht den halblegalen Weg über einen Kontaktmann der jemanden kennt der jemanden kennt der das Bike außer Landes bekommt. Dieser Premiumservice hat natürlich auch einen Premiumpreis. Außer Chris entscheiden sich alle für einen Versand nach Moskau.


Abschlussbild mit Pjotr in der Mitte

Am Nachmittag nehmen uns Pjotr und Natascha mit dem Leihwagen an die Küste nach Ola (ist noch ein Stück östlicher). Eine spektakulärer Strand. Die Sonne scheint, eine heftige Brise weht aber man hat einen traumhaften Blick über die umliegende Landschaft mit schneebedeckten Bergen!






Am nächsten Tag mache ich einen kleinen Rundgang durch Magadan. Es ist ein  kompaktes Städtchen, was vor allem daran liegt, das es viele Neubauten bzw. Wohnblöcke gibt. Im Zentrum sieht man noch einige Häuser mit altem Flair und Glanz. Wahrzeichen der Stadt ist die Heilige Dreifaltigkeitskirche mit ihren goldenen Zwiebeldächern.


Dreifaltigkeitskirche
Die Innenstadt ist schön bepflanzt und es geht beschaulich zu. Wenn man sich die Blumen anschaut hat man das Gefühl das erst vor kurzem der Frühling eingesetzt hat, alles blüht und frischen Grün spitzt überall hervor. Aber es ist schon Mitte August!

In der Stadt

Eingang zum großen Stadtpark

Am Abend sacken uns Pjotr und Natascha wieder ein und überraschen uns mit einem Grillabend am Meer! Was für ein schöner Abschluss und so beispielhaft für die großartige  russische Gastfreundschaft!

 
Grillabend

Abendstimmung

Nun gehen 5 Wochen einer intensiven Reise zu Ende. Die mongolische Hauptstadt Ulaan Batar liegt gefühlt viel weiter weg. Eine Reise die den Kopf wieder mal so richtig leer machte und von allen Problemen der Heimat ablenkte. Eine Reise die aufzeigte wie wichtig es ist zusammen zu halten obwohl man sich kaum kennt. Eine Reise die materialmordender kaum ging. Eine Reise die einen die eigenen körperlichen als auch physischen Grenzen aufzeigte. Eine Reise die den Horizont erweiterte.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei der Leserschaft und bin voller Vorfreude auf die Fortsetzung der Reise nächstes Jahr ab Moskau!

 
Flughafen Magadan

Mittwoch, 5. September 2018

Road of Mushrooms (Bones)

Nachdem uns der Tag am Vorabend mit einem wunderbaren Sonnenuntergang verabschiedet hat, begrüßt uns der folgende Tag mit Hochnebel. Die Temperaturen sind unangenehm frisch. Da hilft nur ein warmes Frühstück! 
Als ziemlich praktisch hat sich Porridge (Brei) erwiesen. Die Verpackung ist klein und leicht, also wunderbar zu transportieren und damit prädestiniert für Motorradreisende. Geschmacklich ist es meistens kein Erlebnis. Um etwas Würze in den morgendlichen Frühstücksalltag zu bringen haben wir 3 Großpackungen mit jeweils 10 Päckchen gekauft. Zwei davon sind mit Früchten versetzt, eine ist ohne Geschmack. Äußerlich nicht zu unterscheiden, hat nun jeder ein Päckchen ziehen und sich dann über sein Losglück freuen dürfen. Ich sag nur so viel: bis zum Ende der Reise war ich geschmacklos unterwegs *grmpf*.


Die Weite Sibiriens

Bevor wir unsere Zweiräder starten, hat jeder das Vergnügen mit verzogenem Gesicht in seine nassen Motorradklamotten einzusteigen. Heimat für die folgenden 5 Tage.
Der erste zu querende Fluss lässt nicht lange auf sich warten. Wieder wird deutlich das in den letzten Tagen viel zu viel Regen gefallen ist. Das ursprüngliche Rinnsal ist dermaßen angeschwollen, dass es sich mit kleineren Nebenflüssen zu einem größen Bach vereinigt hat. Nach einigem Überlegen und Bewerten der Situation haben wir uns für einen Zickzack - von Ufer zu Ufer - entschieden. Chris fährt vor und kann mit sich mit einem kräftigen Gasstoß an das andere Ufer retten.
Nun bin ich dran. Mir kreisen meinen ersten schlechten Erfahrungen von der BAM im Kopf herum: nicht in den Fluss fallen, konstant Gas geben, vorausschauen, nicht in den Fluss fallen!!! Nein ich muss dieses beginnende Trauma endlich besiegen - also mit Gas und pumpendem Herz rein in die Soße und ....durch!! Ebenfalls mit kreischendem Motor erklimme ich das andere Ufer. Puuhh.


Erster zu querender Fluß

Der nächste Streckenabschnitt der insgesamt ca. 360 km langen Road of Bones ist der eher trockene Teil, heißt kleinere Flüsschen bzw. Bäche, Pfützen sind zu queren, der Weg als ganzes aber ist gut fahrbar. Weg heißt für deutsche Verhältnisse schlechter Feldweg: morastisch, schottrig, wurzelig...
Die Gegend ist schon sehr abgeschieden, trotzdem sind noch Spuren von Geländewagen erkennbar. Bald schon erkennen wir warum. Es sind die Jäger die sich soweit heraustrauen: Bärenfallen. Anscheinend ist Meister Petz nicht wie in Europa geschützt - und falls ja, dann wird es wahrscheinlich hier keinen interessieren. Ganz in meinem Sinne, hat aber schon jemand vorgesorgt, dass die Bärenfalle nicht auslösen können - ein ziemlich stabiler Stock ist in die Türschiene gerammt worden :)


Bärenfalle mit Auslöseverhinderung

Mittlerweile ist die Sonne herausgekommen, die Luft ist wärmer und es macht richtig Spaß über Stock und Stein zu heizen. Genau das richtige Wetter für Pilze. Diese sehen wir zu tausenden stehen und könnten (wie im Titel) namensgebend sein...Knochen haben wir übrigens keine mehr gesehen.

Apropos Knochen. Die Straße mit offiziellem Namen R504 - oder auch im Volksmund "Kolyma Highway" (die Kolyma ist der Fluß der mehr oder weniger in der nähe der Straße läuft) oder auch Road of Bones (Straße der Knochen) ist das Ergebnis der Anstrengungen Stalins Ost-Sibirien infrastrukturtechnisch an das Großreich Russland anzugliedern - hauptsächlich um sich die wertvollen Rohstoffe der Minen zu sichern. Tausende von Kriegsgefangenen und Gulag-Häftlingen liessen beim Bau der Straße ihr Leben. Da es viel zu anstrengend war die Leichen im Permafrostboden zu begraben, wurden sie kurzerhand in das Schotterbett der Straße "eingebettet" und haben der Straße zu ihrem weltberühmten Namen verholfen. Weitere Info gibt es hier: Road of Bones.

Im Wechsel zwischen ersten und zweiten Gang kommen wir gemächlich voran, der Zustand der Strecke lässt einfach nicht mehr zu.
Jäh zum Abbruch kommt unser Vorwärtsdrang als der Weg vor uns einfach aufhört und in Wasser übergeht - mit einem 2 Meter Höhenunterschied! Hier wird uns ein erster Vorgeschmack auf die kommenden Kilometer präsentiert: Auswaschungen der starken Niederschläge haben den Weg einfach weggespült. Der Brücke muss das schon vor einiger Zeit passiert sein.

Weggespülte Strecke

Die einzige Möglichkeit zum Weiterfahren sehen wir, indem wir eine kleine Rampe in den Hang schlagen, ein Motorrad steil nach unten lassen, um 180° drehen und am Uferrand entlang schieben. Mittig ist der Fluss zu tief, aber weiter unten gibt es eine seichte Stelle an der wir an das andere Ufer kommen, um die andere Seite wieder flussaufwärts zu schieben und wieder auf festem Grund zu stehen. Eine Schinderei die gut und gerne eine Stunde kostet, aber mit Glücksgefühlen endet.


Entlang des Ufers schieben - das Bild täuscht, man brauchte 3 Personen!

Die Landschaft und die Einsamkeit begeistert uns ein um das andere Mal. Wir sind in einem bergigem Gebiet gelandet, welches durch seine gelben Berge anziehend wirkt. Es ist unvorstellbar, dass irgendjemand je auf Einem dieser hunderten Gipfeln jemals stand. Einsamkeit pur. 


Im Hintergrund die gelben Berge - großflächiger Flechtenwuchs ließ die Berge in der Sonne leuchten.


Wieder mal eine Flussquerung


Faszinierende Landschaft und Einsamkeit
Wetter bilden sich und gehen so schnell wie sie kommen.

  
Für mich persönlich sind die Sumpfquerungen das Herausfordernste. In der Regel merkt man durch fehlenden oder reduzierten Baumwuchs die Sumpfflächen kommen. Die Road of Bones hält leider einige davon parat und ein wirklich riesiges Gebiet kostete richtig Kraft. Der Weg ist nur noch zu erahnen, da sich gewaltige Pfützen beziehungsweise Sumpflöcher aneinanderreihen. An Durchfahren ist nicht mehr zu denken, man würde einfach drin steckenbleiben und muss die Maschine dann herauszerren. So sucht man sich eine Umfahrung, da das ganze Gebiet großflächig aufgeweicht ist hat man nicht zuviele Optionen. Hinzu kommt noch, ist jemand vorher schon auf dem Streifen (am Sumpfloch vorbei) gefahren ist dieser bereits verbraucht - der Nächste der darüber fahren würde darin steckenbleiben - wir sprechen da aus Erfahrung! 
Wenn man in einem Sumpfloch stecken bleibt und das Hinterrad durchdreht, dann hilft nur noch Maschine auf die Seite legen, daran wie ein Wilder zu zerren bis das Hinterrad wieder halbwegs auf festem Boden, zumindest aber aus dem eingefahrenen Bereich ist, wie aufrichten und mit viel Gefühl versuchen herauszufahren - die Maschine schiebend, während die anderen zwei das Vorderrad führen bzw. das Heck anheben. Das ist richtig Arbeit und man kommt so richtig ins Schwitzen. Während man selber flucht schreit der Moskitoschwarm über einem 'Halleluja' vor Glück.

Festgefahren!

So geht es richtig.

Die Anstrengung steht uns ins Gesicht geschrieben.

Wir schaffen 160 Kilometer und campen vor dem nächsten Fluss. In der Hoffnung, dass er am nächsten Morgen abgeklungen ist und wir ihn problemloser queren können. Die Sonne scheint, wir sind happy und hängen alle Klamotten auf. Obwohl wir wissen, dass wir am nächsten Morgen sofort wieder nasse Füße haben werden, ist der Gedanke an ein trockenes Schuhwerk viel zu schön - und wenn es auch nur für Minuten ist.

Pseudotrocknung.

Der nächste Tag wird kurz, wir schaffen nur 9 Kilometer. Aber die haben es in sich. Nachdem die morgendlich Flussquerung geschafft ist taucht die nächste Auswaschung auf. Dieses Mal muss aber nicht bloß der Fluss gequert werden, sondern es hat längs gute 100 Meter weg weggeschwemmt. Nach einigem Hin und Her und Abwägen der Optionen bauen wir wieder eine kurze Rampe nach unten und am anderen Ende nach oben. Zu dritt müssen wir jedes Bike einzeln am Rand durch das Wasser schieben. Ein querliegender Baum gibt noch ein kleines Extra an Nervenkitzel, denn wir müssen kurzzeitig in tieferes Wasser um herum zukommen. Aber auch dieses Hindernis schaffen wir in guter Teamarbeit.

Weg adé. Mittig hinten im Bild sieht man die Strecke weitergehen.

Als wir diese Herausforderung hatten sind wir superfroh!! Unsere Jakutsk-Bekanntschaft, welche die Strecke ein paar Wochen vor uns bewältigt hatte, sagte das es nur zwei Auswaschungen gäbe - somit hätten wir die geschafft!! Uns ahnt schlimmes als wir keinen Kilometer später vor einem noch größeren Problem stehen - Auswaschung mit tiefem Wasser!!!
 
Weggespülter Weg reloaded. Das andere Ende ist wieder mittig hinten zu sehen.

Unsere Befürchtung, dass die Starken Niederschläge der letzten Tage der Strecke weiter zugesetzt haben bestätigen sich damit. Was da vor uns liegt versetzt uns in Stirnrunzeln. Wie sollen wir das schaffen. Höhenunterschied mindestens 2,50 Meter. Strömung stark. Wasser tief. Nach Erkundung der Umgebung bleiben uns nur zwei Optionen:
1. Umkehren.
2. Einen Weg in den Schieferberg schlagen um damit zurück auf die Strecke zu kommen.

Option eins zogen wir nicht lange in Erwägung, weil wir dachten, dass wir fast durch sind  (und zum Glück nicht wussten was da noch kommen sollte, sonst hätten wir durchaus anders entschieden) und wir dann ja wieder durch die bereits hinter uns liegenden Auswaschungen gemusst hätten. Null Bock darauf! Also in die Hände gespuckt und mit Klappspaten, Händen und Füßen einen Weg in den Berg geschlagen. Warum tun wir uns das eigentlich an? die Frage geisterte wahrscheinlich öfter in unserem Kopf herum als uns lieb war. Aber der Fortschritt war ersichtlich und motivierend und somit erreichten wir nach 4 Stunden das andere Ufer. Uffff.
Da unsere Konstruktion ziemlich grazil war, und es ziemlich steil den Berg hinunter und ins tiefe Wasser ging, sattelten wir ab. Weniger Gewicht hieß weniger Druck und auch weniger Gewichtsschwankung. Der erste Versuch von Chris ging aber gewaltig in die Hose bzw. Büsche. Der hohe Schwerpunkt und eine ungünstige Gewichtsverlagerung brachten Chris aus der Balance und ließen die Maschine auf die Seite kippen - zum Glück nichts passiert!!!
Der Rest der Überfahrt verlief dann zum Glück heile.

Glück im Unglück

Der Weg zur anderen Seite

Nach neun Kilometern gesamt war dann Schluss. Ein Fluss über die Hüfte tief lässt uns zur Ruhe kommen. Man muss dazu sagen, es ist bereits 16 Uhr und wir sind nicht böse. Am Morgen sind wir aufgestanden bei Regen. Das Zelt nass eingepackt, mehr schlecht als recht gefrühstückt, den ganzen Tag gewerkt - ein bisschen Trocknung und Ruhe schadete keinem von uns.

Trocknungsfest!

Der nächste Tag hält eine Überraschung parat. Nicht nur der Fluss ist abgeschwollen und passierbar sondern am Ufer haben sich auch neue Spuren eingefunden - und wir sind uns sicher - die noch nicht am Vortag zu sehen waren! Zum Glück haben wir tief und fest geschlafen.

Meister Petz lässt grüßen.

Ein weiterer Tag mit Mooren, Flüssen und verspülten Wegen wartet auf uns:

Festgefahren!

Herausgezerrt!

Gereinigt!

Weggeräumt!


Traumhafte Aussicht.

Diese Tage zerren an den Kräften. Wir sind bereits vier Tage unterwegs. Normalerweise braucht man für die Old Summer Road 2 Tage. Normalerweise. Durch das zögerliche Vorankommen haben wir bereits unsere Vorräte eingeteilt und essen weniger als wir bräuchten. Trotzdem erwischt es uns. Uns geht das Essen aus:
Ein überschwemmter Fluss zwingt uns erneuert zur Pause. Nur dieses Mal haben wir kein Glück, dass es am nächsten Tag weiter geht. Der Pegel ist zwar niedriger geworden, aber immer noch zu hoch zum Queren. Also einen ganzen Tag Pause einlegen! Das schlägt natürlich auf unser Gemüt, sind wir doch mit der Motivation aufgestanden heute die Strecke abzuschließen! No way. Zusätzlich macht uns zu schaffen, dass wir am Vorabend unseren letzten Brei gegessen haben. Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte auf den Brei zu verzichten, aber jetzt wo wir Kraft für die Bewältigung der Strecke brauchten nichts mehr zu haben hat uns beschäftigt. Glücklicherweise war im Umkreis ein großer Hagebuttenstrauch! Pflücken und entkernen war die größte Tagesaufgabe. Hagebutten roh, gekocht und im Sud haben uns durch den Tag gebracht. Auch haben wir zwei Birkenpilze gefunden, bei den anderen waren wir uns nicht sicher...merke: eine Pilz-App auf dem Handy ist sehr sinnvoll in dieser Situation!
Kleine Nebenepisode: ca. 200 Meter entfernt haben wir am Vortag einen Monsterbären gesehen! Hat uns in unserer Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt...


Nickerchen während der Wartezeit

Dieser Fluss brauchte zwei Tage bis er passierbar war.

Endlich hatten wir diesen Fluss geschafft! Das GPS zeigte noch 4 bevorstehende Flussquerungen an. Bald geschafft. Vor dem größten Hindernis hatten wir aber noch Respekt und gedämpfte Vorfreude. Sowohl die Jakutsk-Bekanntschaft als auch die Gruppe Neuseeländer aus Tomtor sagten, dass der Hammer der letzte zu querende Fluss ist. Sehr breit und eine hohe Fließgeschwindigkeit kann eine Querung bei Hochwasser unmöglich machen! Nichts ist unmöglich! Vor allem wenn man keine Sprit mehr hat umzukehren. Die mehrheitliche Fahrt in erstem und zweiten Gang hat den Lebenssaft unserer Boliden im Nu dahinschwinden lassen.



Niemals den Spaß verlieren!


Als wir schließlich am letzten Fluss stehen, sehen wir schon den überschwemmten Zugang zum Fluss. Oh oh. Aber ein Blick dem Ufer entlang zeigt eine kaputte Brücke. Diese reicht zwar nicht mehr bis an die andere Seite, aber zumindest bis auf die Insel im Fluss. Außerdem rollte ein Unwetter heran - ein Bote der das Wasser wieder steigen lässt. Und da wäre der unbedingte Wille endlich an das Ende des Weges zu nennen. Wir wollen hier raus und das schnell.
Anscheinend hat das unsere Risikobereitschaft noch etwas gehoben. Relativ schnell entscheiden wir uns für einen Weg. Planken aus der Brücke reißen und nach unten aufstellen. Die Insel entlang fahren und dann nochmal volles Rohr durch den Fluss heizen um auf der anderen Seite zu stehen. Der Plan geht auf. Letzter Fluss geschafft, viel besser als wir uns das gedanklich ausgemalt hatten.

Brücke zurück in die Zivilisation.


Rampe ins Glück.
Von hier aus sind es noch ein paar pfützige Kilometer bis zur Hauptstraße. Kein Problem mehr. Meine Offroad-Fahrkünste sind in den letzten Tagen von fünf Prozent locker um das zehnfache gestiegen. Das Herz ist happy, der Geist gestärkt, der Körper geschwächt.


Tschaakaaaaa Old Summer Road geschafft!!!!

Die ersten Russen die wir treffen und von unserer Geschichte erzählen haben Mitleid und schenken uns Essen. Wie die Wilden fallen wir darüber her. Peinlich, aber ist uns in diesem Moment egal.

Bis zur wirklichen Zivilisation mit der Kleinstadt Susuman haben wir noch 150 Kilometer...aber davon berichte ich im nächsten Kapitel...