Samstag, 29. Juni 2019

An die transnistrische Grenze

Rennschweinchen!

Auch die Elektromobilität ist in der Ukraine angekommen.
  
Der ukrainische Patriotismus ist besonders im Osten des Landes sehr auffällig. Fahnen überall, und in der Fußgängerzone werden kleine Armbänder in gelb-blau an die Passanten verteilt.

Altes (funktionierendes) Uhrwerk des Lemberger Rathausturms

Am Morgen nehmen wir uns noch etwas Zeit für Lviv. Wir wollen auf den höchsten Turm der Ukraine (unglaubliche 65 Meter!) - dem Rathausturm. Es sind ganze 408 Stufen zu erklimmen bevor einem sich ein wunderbares Panorama über die Stadt erschließt. Da heute Feiertag ist tönt Marschbläserei einer Kapelle nach oben. 
Auf dem Weg nach oben (und auch unten) passiert man die älteste Uhr der Stadt. Sie wurde Ende des 15. Jahrhunderts installiert.
Bevor es nach Hause geht noch ein kurzer Umweg zum Haus der Gelehrten, welches von zwei österreichischen Architekten Ende des 18. Jahrhunderts entworfen und gebaut wurde. Die virtuose Holzkunst hat nicht nur uns gefallen sondern auch zwei Brautpaaren die hier ein Fotoshooting gehalten haben.

Blick vom Turm

Wer sieht das Fabrikat ostdeutscher Automobilproduktion?

Feiertagsmarsch

Bei Käsekuchen kann der Jan schlecht nein sagen :)

Macht und Stärke demonstrierende Skulptur

Lemberger Haus der Gelehrten. Grandios anzuschauen und beeindruckend gearbeitet.


Denkmal außerhalb Lembergs

Eine Reise in den Ost ist für mich immer wie eine kleine Reise in die Geschichte. Kurioserweise fährt man in den Osten der Zeit entgegen, doch je weiter ich ostwärts komme desto weiter fühle ich mich in die Vergangenheit gesetzt.
Speziell trifft das für die ländlichen Gegenden wieder, alte Mütterchen mit Kopftuch arbeiten noch im Beet, Pferdefuhrwerk holpern über die Straßen, Hühner und Puten scharren im Dreck. So muss es vor 50 Jahren auch bei uns gewesen sein. Tiefe Furchen und kein Anzeichen von Lächeln in den Gesichtern der Menschen zeigen ihren schweren Alltag. Für viele wird sich ihr Leben in einem Umkreis von 30 Kilometern abspielen.
Dörfer sind nur über schlechte Straßen bzw. Wege erreichbar. Die Gärten werden wildromantisch mit Nutzpflanzen aber auch Blumen überwuchert. Ein Idyll.

Ukrainisches Landidyll

Die Kuh schaut mal was der Tag so bringt
Würde jemand die infrastrukturellen Bodenbeschaffenheiten in der Ukraine studieren, der bräuchte viel Zeit und Geduld. In den paar Tagen die wir hier waren haben wir so ziemlich alles befahren. Toller Asphalt, Kraterasphalt, Asphaltfragment, Schotterstraße fein, Schotterstraße grob, Mondlandschaft, Fahrrinnenasphalt...man könnte es fortsetzen. Fahrerisch ist es teilweise fordernd, aber man kann sich anscheinend dran gewöhnen, denn die Ukrainer heizen ihre Shigulis ohne Rücksicht auf Verluste über die Pisten. 

Die Kirche ist in jedem Dorf prunkvoll. Möge es keine oder nur Fragmente einer Straße geben, aber die Kirche glänzt

Weites Land, hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt.

Pferde, Kühe, Ziegen, Rinder stehen meistens irgendwo in der Pampa angebunden oder noch unwürdiger an den Vorderläufen zusammengeschnürt. Bei Pferden eine Art des Willen-Brechens. Unwürdig.

Gefüllte Storchnester begleiten uns seit Polen. Je südlicher wir kommen je weiter sind die Jungstörche.

Igor möchte gern in Deutschland arbeiten. Hier ist er für ein Späßchen aufgelegt.

Kommunistische Ortstafeln oder Denkmäler sind allgegenwärtig.

Zelten at its best.

Das Farbspiel des Himmels ein Genuß.

Kurz bevor es nach Moldwien geht dürfen wir nochmal richtig offroad fahren.

Der ukrainische Dnister-Staudamm wird militärisch bewacht.


Die Stauseite ist so groß, dass es Wellenbildung gibt!
Der Grenzübertritt nach Moldawien gelingt problemlos, wahrscheinlich weil wir einen Grenzübergang erwischen der nullfragmentiert ist. Kurz hinter der Grenze wechselt das kurze Asphaltstück in eine gepflegte Schotterstraße. Und die sind wirklich gepflegt, mit gut 90 km/h kann man darüber bolzen mit einem Grinsem im Gesicht. Sobald ein Dorf in die Nähe kommt gibt es wieder Teer unter den Rädern. Dorf zu Ende: Schotterpiste. Das System macht auch Sinn wenn man darüber nachdenkt. Im Gegensatz zur Ukraine sind die Dörfer nicht eingestaubt, da ja eine Teerstraße hindurch läuft. Clever, clever.

Heute schaffen wir es bis nach Rezina, der Grenzstadt zum selbsternannten Regime Transnistrien. Mehr Informationen HIER.
In der 11.000 Einwohner großen Stadt geht nicht viel, neben zwei anderen Familien sind wir die einzigen die am Samstag Abend hier essen. Am Restaurant kann es nicht gelegen haben, das Essen war hervorragend.
 
Moldawien begrüßt uns mit gepflegten Schotterstraßen.

Moldawisches Dorfidyll.

Lecker Soljanka!

Donnerstag, 27. Juni 2019

Durch die Waldkarpaten nach Lemberg/ Ukraine


Entlang der Hohen Tatra auf slowakischer Seite

Wir verabschieden uns nach der ersten Zeltnacht von Strba und rollen unterhalb entlang der tatrischen Bergkäme. Eine wunderbare kurvige Fahrt mit immer wieder herrlichen Ausblicken auf die Berge als auch in die Ebene. Die Dörfer hier oben wirken rustikal und einladend mit ihren Holzblockhäusern und dem alten Jagdhausstil.

Auf angenehm einsamen Straßen geht es im nordostwärts Richtung Polen. Die Landschaft ist hügelig und immer wieder liegen verschlafene Dörfchen auf der Strecke. Man kann pauschal sagen, dass die Häuser und Gärten immer sehr gepflegt sind und in der Regel sind wunderschöne Blumenrabatten angelegt. Der Duft und der Duft von gemähten Gras geht mir durch die Nase - herrlich.
 
Letzter Blick auf das kleineste Hochgebirge der Welt

Interessante Lösung für ein schattiges Plätzchen

Einsame Straßen im Osten der Slowakei

Unweit der polnischen Grenze passieren wir noch diese Burgruine

Die Grenze von der Slowakei nach Polen passieren wird genause unspektakulär wieder die anderen innereuropäischen Grenzen bisher. Es passiert nicht wirklich viel vom Landschaftsbild, wunderbar hügelig bewaldetes Land mit kurvigen aber guten kleinen Straßen. Die Häuser werden ursprünglicher, Fördergelder werden hier im "letzten Eck" Polens wahrscheinlich zuletzt ankommen.
Bei dem Polen am Seitenrand haben wir schmunzeln müssen, hat er doch auf gerader Strecke seine Suzuki sauber in den Graben gesetzt. Wahrscheinlich war die Straße nach dem Alkoholkonsum nicht mehr so gerade. Mit vereinten Kräften haben wir die Maschine aber wieder herausbekommen.
 

Der polnische Kollege hatte zu viel Slibowitz im Blut

Schöne Holzkirche im polnischen Süden

Waldkarpaten

Die Waldkarpaten sind toll! Wie der Name sagt gibt es hier viel...na wer kommt drauf...Grünpflanzen! Die Straßen sind klein und die Seitenränder hoch bewachsen mit Pflanzen. Wenn ein LKW um die Ecke kommt wird es schon eng! Man merkt, dass der Tourismus Einzug gehalten hat und alles in gutem Zustand ist.
Aufgrund des grandiosen Wetters zelten wir wieder - mit Abstand der günstigtste Zeltplatz der letzten Jahre: 3 Euro!


Schattenspiel

Nachts beim Campen

Der Solinka folgen wir durch die Waldkarpaten

Schwein gehabt!!

Brandenburg... äääääh polnisch-ukrainisches Grenzland

Das polnisch-ukrainische Grenzland glänzt mit Langeweile. Farmland oder Wiesen mit Kühen bzw. Pferden prägen das Bild. Erstaunlicherweise sind die Häuser am Wegesrand meist stattliche Villen bzw. halbe Schlösser. Da fragt man sich wo hier das Geld in den Dörfern herkommt?

An der Grenze braten wir dann in der Sonne bevor wir vorgelassen werden. Alles geschieht in zäher Gemütlichkeit, nach 1,5h sind wir wieder draußen. 
Annekdote: Der ukrainische Zöllner hatte anscheinend seine Brille vergessen, da half auch die zurechtgelegte Lupe nichts mehr. Um aber seinen Job zu machen musste jeder Grenüberschreiter seine eigenenen Passangaben nennen und buchstabieren!

Kurz hinter der Grenze wird relativ schnell klar wo die EU zu Ende ist und die Nicht-EU beginnt. Aus der kleinen polnischen geteerten Straße wird hinter der Grenze eine breite Schotterpiste.
Als der Track uns in ein Militärgebiet führt und der Weg auf 60 cm zusammenschmilzt beschließen wir der Schotterstraße weiter zu folgen - wir wollen ja noch etwas von Lemberg (Lviv) sehen.

Auf überraschenden Straßen (mal Teer, mal Schotter, mal zerbröselte Straße, mal Schlaglöcher eimertief) geht es zur größten Stadt im Westen der Ukraine. Wir kommen zur Hauptzeit herein und Stau füllt die Straßen. Auch hier merkt man den Unterschied zur EU: der Grad an Abgasen den man hier einatmet ist deutlich höher als zuhause.
Die Straßen sind herausfordernd, manchmal zuckt bei mir der Gedanke der Straßenanarchie hoch. Mich wundert es, dass die Straßenbahn noch fahren kann und nicht entgleist, so wild wie die Gleise liegen.

Schlussendlich kommen wir im Hotel an und drehen noch eine Runde durchs Zentrum. Herrlich alte Struktur, viele hergerichtet und ein buntes Treiben überall. Straßenmusiker überlagern sich gegenseitig beim Musizieren. Die warmen Temperaturen locken die Menschen auf die Straße. Wir bleiben am Rynok-Platz hängen, genießen typische ukrainische Pizza (hahahaha) und feiern insgeheim unser erstes größeres Etappenziel ohne Probleme erreicht zu haben.
 

Brüten vor der ukrainischen Grenze

Kurz nach der Grenze

Ankunft am ersten größeren Zwischenziel: Lemberg

Alte Tram (meistens bedient von Damen!)

Armenische Kirche

Buntes Treiben am Rynok-Platz

Interessantes Denkmal

Oberleitungsbusse konkurrieren mit Pferde-Kutschen ;)

In den Parks trifft man sich um Schach, Mühle oder Karten zu spielen


Lemberger Oper

Beleuchteter Rathausturm mit Neptun-Brunnen