Dienstag, 17. Juli 2018

Road of Bones - Ulan Bator

Nach 8,5 stündigem Flug landen wir bei null Sicht auf dem Dschingis Kahn Flughafen. Immigration problemlos, alles Gepäck ist angekommen. Als wir aus dem Flughafen treten, schüttet es aus Kübeln. Nach der üblichen Taxisuche geht es schon in das bekannte Overlander-Camp "Oasis". Durch die Regenfälle der letzten Tage sind die Straßen überflutet und das Taxi sucht nach der "optimalen" Route.

Ankunft bei Regen in Ulan Bator

Früh um 6 Uhr ist noch nicht viel los im Oasis. Zahlreiche Motorräder, Geländewagen und LKWs stehen vereinsamt da. Der Wachmann ist durch uns aufgeschreckt und zeigt uns den Weg in unsere Jurte. Die ist schon ziemlich belegt und riecht recht "männlich". Ist uns in dem Moment egal, denn Paul und ich sind hundemüde und legen uns direkt schlafen.

Zwei Stunden später ist deutlich mehr los. Alles wuselt über den Platz und Aufenthaltsraum. Als ich über den Platz gehe, fällt mir gleich der Landcruiser mit Passauer Kennzeichen auf! Wenig später stellt sich heraus, dass Anna und Christian knapp 10 km von meinem zuhause weg wohnen! Da muss man 8.000 km reisen, um mehr oder weniger seine Nachbarn kennen zu lernen!

Oasis Overlander Lager




Da Paul noch etwas für seinen Job erledigen muss und Steff sich um die KTM kümmert, fahr ich mit den zwei Passauern und Bert aus den Niederlanden in das Zentrum. Die Nationalfeiertage "Nadaam" gehen gerade zu Ende und es ist Sonntag - wir bekommen die Bikes heute nicht mehr, also bietet sich ein Ausflug zum Zentrum der Hauptstadt an. Für ein Taxi wird einfach die Hand nach unten gehalten und ein Privatfahrzeug hält. Nach kleinen Preisverhandlungen sitzt man zu viert auf der Rückbank (in der Regel in einem Toyota Prius, dem mit Abstand meistverkauften Fahrzeug hier) und fährt zügig Richtung Citycenter. Der gemeine Mongole fährt in der Regel mit viel Gaaaaaaaaaaas und kurzen Bremswegen, ziemlich digital.




Am Dschingis Kahn Platz werden wir herausgelassen, das Wahrzeichen Ulan Bators. Ein riesiger Platz an dem das Parlament anschließt - überwacht von einem riesigen Dschingis!

Heute ist es recht ruhig hier und nur ein paar Familien schlendern über den Platz.
Wir ziehen weiter und wollen zum größten Tempel mit einer eingehausten Buddha-Figur.

Parlament

Parlament mit Dschingis Kahn




Die Straßen sind voll und man kommt in den steten Genuss von Abgasen. Alles ist etwas schmuddelig. Ab und zu gibt es kurze Schauer, ausgetretene Wege werden zu enormen Schlammpfützen. Die Leute sind dran gewöhnt und es stört sie nicht.

Unterwegs passieren wir durch Zufall und unserer Verwunderung ein veganes Restaurant, welches direkt ausprobiert und als lecker befunden wird.



Der Tempel liegt versteckt auf einer Anhöhe und ist schön anzuschauen, ab und zu flitzen ein paar Mönche durch das Gelände. Da Zutritt zu den Gebäuden nicht gewährt wird, landen wir recht schnell an einem übergroßen Verschlag. Wir mogeln uns am Wärter vorbei und schon stehen wir vor einem riesigen Buddha und hunderten Gebetsmühlen. In der Luft liegt ein Hauch von Räucherstäbchen.

Als ich eine kleine Runde an den Gebetsmühlen entlang drehe, drückt mir eine junge Frau ein Räucherstäbchen in die Hand. Eine nette Geste, aber als ich am Ende der Runde bin ist nur ein Zentimeter runtergebrannt. Also folge ich dem Beispiel der Mongolin und gebe das Stäbchen an die nächste weiter. Die ist völlig aus dem Häuschen und freut sich total! Keine Ahnung was das für eine Bedeutung hatte...

"Eingehauster Buddha"

Tempelwächter

Es ist Montag - und heute sollen wir unsere Bikes bekommen! Die erste Ernüchterung kommt, als wir den Agenten anrufen und erfahren, dass wir ihn erst 14 Uhr am Bahnhof treffen sollen. Anschließend bekommen wir noch eine lange Mail mit Dingen, die zu erledigen sind...puh!



14:30 Uhr kommen wir am Bahnhof an und wissen nicht wie der Agent aussieht. Nach einer Weile suchen findet er schließlich uns. Wir gehen in ein vor Menschen strotzendem Gebäude, viele sitzen an Schaltern und erledigen Geschäfte, welcher Art auch immer. Während wir warten, dealt der Agent mit einem Subunternehmer, ein junger Kerl der für uns in den Schlangen steht und die Papiere an die richtige Stelle gibt. Das Einzige was wir machen dürfen ist zahlen - 1.300.000 Tugrik! Knapp 450€ Zollkosten. Nachdem das Geld hinterlegt ist, geht es mit einem Prius (was sonst) zum Containerhafen. Während wir warten fällt uns auf, dass wir kein Werkzeug eingepackt haben, um die Vorderräder einzubauen. Pauls Schlüssel und Stiefel fehlen auch noch. Als wird Zorigoo (der Agent) angepumpt, ob er mich ins Oasis zurückfährt, dass ich die Utensilien besorgen kann. Gesagt, getan.




Als ich zurück bin, hat Paul bereits den Container geöffnet und unsere Box steht draußen. Jetzt ging die Schrauberorgie los. Denn das schweizerisch-deutsche Boxenbauteam hatte es ziemlich gut gemeint und die Kiste erstklassig ausgelegt. Aber mit einem billigen Bordwerkzeugschraubenschlüssel und dem Leatherman hätten wir bis in die Nacht geschraubt. Glücklicherweise kam uns noch ein Helfer zur Seite und die Kiste war nach gut einer halben Stunde geöffnet und nach 3 Stunden waren die Bikes abfahrbereit. Ohne zwei kurzer Schreckmomente ging es dann doch nicht: an Pauls Teneré vermissten wir eine Laufbuchse - zum Glück war nach einer ausführlichen Platzsuche die Buchse nur falsch herum in die Gabel gesteckt. An Qdu ging die Achse beim Vorderradeinbau recht schwer einzudrehen. Nach einem kurzen Check stellten wir fest, dass das Gewinde schon angegriffen ist. Auch hier wieder Glück, denn ich konnte die Achse rückwärtig in das Gewinde drehen und es so "begradigen". Der zweite Versuch war dann erfolgreich.


Beim Knacken der Box!




Die Odysee war aber noch nicht zu Ende: unsere Maschinen mussten vor Versand noch komplett spritleer gemacht werden, heißt natürlich, dass wir auch nichts zum losfahren hatten. Qdu lief noch - die Tankleuchte blinkte aber wie verrückt. Die Hafenmitarbeiter sagten nach 500 Metern links und kurz danach kommt die Tanke. Das "kurz danach" stellte sich dann als 6,5 km durch üblen Verkehr heraus. Paul schob sein Moped bereits. Also 6 km zurück. Drei Wasserflaschen geleert und in die Gegenrichtung weiter. Nach 1,5 km eine Tanke und nur die Flaschen mit Benzin aufgefüllt und wieder zurück zu Paul. 2 Liter schienen der Teneré nicht zu reichen, sie wollte und wollte nicht anspringen. Der Filter schien auch leer zu sein. Also die Teneré auf die Seite gelegt, auf den Bordstein geschoben mit dem Heck in die Höhe. Warum auch immer, hat schlussendlich nur ein Durchblasen des Kraftstofffilters funktioniert. Endlich konnte es wieder zurück ins Camp gehen!




Das Oasis ist interessant. Man kommt mit jedem in Kontakt und erfährt die kleinen und großen Problemchen und wie diese sich fortsetzen. Anna und Christian müssen ihren Landcruiser abschmieren und eine Auspuffschelle besorgen. Wolfram wartet auf Ersatzteile aus Deutschland für seine BMW. Die beste Geschichte hält Conny bereit: sie wurde einfach sitzen gelassen. Weil sich Ihr Mitfahrer nach zwei Monaten Russland nicht in der Lage sah Gesellschaft zu genießen, düste er ab während Conny Zähne putzte. Aufgelöst wusste sie im ersten Moment nicht wie es weiter ging. Nach drei Tagen in der Oasis-Gesellschaft ist sie nun aber guter Dinge und hat einen Plan!

Am nächsten Tag müssen wir nochmal in das Zentrum, zum Einen um mit Zorigoo zum Notar zu gehen, um die Auszollung der Motorräder offiziell zu machen und zum Anderen um ein Seil zu suchen! Seil??? Alexej, unser fünfter Mitfahrer hat per Whatsapp geschrieben, dass zu viel Wasser in Sibirien ist und alle Flüsse zu hoch sind um sie zu passieren. Jetzt bringt er ein Schlauchboot mit und wir sollen Seil besorgen.
4X 20m Seil + 3 Karabiner

Abends kommt Steff und berichtet, dass die KTMs fertig sind: heißt morgen ist Abfahrt!!!



Ulan Bator von oben


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